

In den frühen Stunden des Morgens, als der Nebel noch wie ein geheimnisvoller Schleier über den weiten Wiesen des Kanha Nationalparks lag, entfaltet sich ein Schauspiel der Natur, das sowohl das Herz als auch die Seele berührt. Ein Goldschakal, der Meister der List und der Überlebenskunst, erscheint vor unseren Augen, als ob er aus einem alten Mythos entsprungen wäre. Mit einem Blick, der die Wildnis selbst widerspiegelt, stoppt er abrupt, als würde er das Schicksal eines unschuldigen Geschöpfes erwägen.
Hinter einem alten Baum, der Geschichten erzählt, visiert er sein Ziel an – einen jungen Axishirsch, der nichtsahnend mit seiner schützenden Mutter umher streift. Der Schakal, geschärft durch die Schule des Lebens, startet seine Jagd mit einem Satz, der die Zeit stillzusetzen scheint. Der Wind trägt den Hauch des Unheils, als er in das hohe Gras stürzt, und trennt das zarte Band zwischen Mutter und Kind.
In weniger als hundert Metern hat er sein Ziel erreicht, und die grausame Realität der Wildnis zeigt sich in ihrer unbarmherzigen Pracht. Mit einem festen Biss um die Kehle des jungen Hirsches versiegelt der Schakal das Schicksal seines Opfers. Doch sein Hunger ist nicht das einzige, was ihn antreibt. Ein instinktives Wissen um die Gefahren der Umgebung, die Gefahr von Tiger und Leopard, die keinen Moment zögern würden, ihn zu töten, lässt ihn auf der Hut bleiben.
Der Schakal, ein erfahrener Jäger, frisst hastig die Hälfte seiner Beute, während er mit wachen Sinnen die Umgebung absucht. Das Geschrei des Hirsches, das wie ein Echo durch die Wildnis hallt, könnte andere Räuber anlocken. Und nachdem er satt ist, verlässt er den Ort des Geschehens, um zu seiner Familie zurückzukehren, die in der Ferne auf ihn wartet – ein Weibchen und zwei kleine Schakale, die das Erbe ihrer Art verkörpern.
Auf dem Rückweg zum Bau erblickt er einen weiteren jungen Hirsch, der ihm in den Sinn kommt. Doch, überladen von seiner frisch erlegten Beute in seinem Magen, gibt er nach kurzer Jagd auf. Die wilde Jagd, die wir live miterleben durften, ist ein eindrucksvolles Bild des Lebens in der Wildnis – ein unverfälschtes Abbild der unbarmherzigen Gesetze der Natur. Es ist ein Tanz zwischen Leben und Tod, ein ewiges Ringen um das Überleben, das sich in der eindrucksvollen Stille des Morgens entfaltet. In diesem Moment, in dem die Grenzen zwischen Jäger und Beute verschwimmen, wird uns bewusst, wie kostbar und zerbrechlich das Leben ist.
Die seltenen Bilder und Videos, die wir aus dieser Nähe festhalten durften, sind nicht nur eine Dokumentation eines Augenblicks – sie sind ein Zeugnis für die Schönheit und Grausamkeit des Lebens in der Natur. Diese Erlebnisse lehren uns, dass das Leben zu kurz ist für faule Kompromisse, Ausreden und mittelmäßige Fotosafaris. Möge jeder von uns die Wildnis in seiner reinsten Form erleben und die Lektionen, die sie uns lehrt, in unser eigenes Dasein integrieren.
Herzliche Grüße aus Indien
Euer Benny




