Als ich von der neuen Fuji-Mittelformatkamera mit der Typenbezeichnung GFX 50s gehört habe, dachte ich, dass ich sie unbedingt testen muss, um festzustellen, wie ihre Bildqualität ist.
Da ich mich in der kleine Nische der Luxus-Wildlife-Fotografie etabliert habe und viel Wert auf Bildern mit hoher Qualität lege, muss ich immer auf dem neusten und höchsten Level der Technik sein, um stets meinen Kunden die bestmögliche Qualität liefern zu können.
Seit einiger Zeit arbeite ich mit der Sony A7RII und bisher bin ich mit der Bildqualität dieser Kamera sehr zufrieden und glücklich. Sie liefert bessere Bilder, als jede andere aktuelle Vollformatkamera, die ich persönlich getestet habe.
Nun war es an der Zeit, meine kleine Sony A7RII gegen eine neue Mittelformatkamera zu testen, die mit 50 Megapixeln und einem größeren Sensor daher kommt und auch doppelt so viel wie die Sony kostet.
Für den Test haben wir an der Fuji das 63mm F2,8 Objektiv verwendet, das zusammen mit der neuen Fuji-kamera vorgestellt wurde und an der Sony haben wir mein Zeiss 55mm F1,8 verwendet.
Das Resultat kann wie folgt beschrieben werden:
Die Fuji GFX 50s liefert in der Kombination mit dem 63mm Objektiv eine hervorragende Bildqualität. Das Objektiv kann extrem scharfe und hochauflösende Bilder liefern, die auch in den Ecken und an den Rändern eine Topqualität aufweisen und das bereits bei offener Blende.
Die chromatischen Aberrationen sind für das Fuji-Objektiv kein Problem und die Verzeichnung und Vignettierungen sind minimal.
Die Kamera tendiert dazu, die Bilder um etwa 0,5 Blenden unterzubelichten, was jedoch nicht so schlimm ist. Entweder sendet man die Kamera zu Fuji und sie korrigieren die Belichtung oder man wählt eine Korrektur selbst per Hand.
Somit ist mit dem Fuji-Set alles in Ordnung und sie kann professionell verwendet werden.
Wie schlägt sich jedoch das Set von Sony im direkten Vergleich?
Das Zeiss 55mm F1,8 liefert an der Sony genauso scharfe, brillante und detailreiche Bilder wie das doppelt so teure Set von Fuji, jedoch mit einigen kleinen Unterschieden.
Das Zeiss-Objektiv ist im direkten Vergleich mit dem Fuji-Objektiv zwar lichtstärker, jedoch in der Bildqualität etwas schlechter. Die Schärfe ist bei der Offenblende – vor allem an den Rändern und Ecken – nicht so gut wie das Fuji. Blendet man jedoch das Zeiss auf 2,8 ab, wird es genauso gut wie das Fuji. Die chromatischen Aberrationen, die das Zeiss aufweist, können per Software problemlos korrigiert werden und somit sind sie auch nicht schlimm. Die Verzeichnung ist bei beiden Objektiven sehr gering. Das Zeiss-Objektiv kann die Kontraste etwas besser wiedergeben als das Fuji.
Der Dynamikumfang der beiden Kameras ist extrem gut und bei ISO 100 auf dem gleichen Niveau.
Bei Blende F4.0 erreichen beide Objektive eine hervorragende Leistung.
Ich freue mich sehr, dass die neue Fuji eine sehr gute Qualität liefert, denn ich hatte zuvor andere, ältere Mittelformatkameras gegen die Sony A7RII getestet und diese waren schlechter als die kleine Sony A7RII.
Das generelle Problem bei der heutigen digitalen Mittelformatfotografie liegt in den Vergleichsweise kleinen Sensoren der Mittelformatkameras. Der Sensor der hier getesteten Fuji hat die Maße 43,8 x 32,9mm und im Vergleich zum Vollformat der Sony A7RII, die eine Größe von 36 x 24mm aufweist, ist der Unterschied nicht groß genug, um auf der größeren Fläche entweder noch mehr Pixel unterbringen zu können oder die Pixel größer und damit lichtempfindlicher produzieren zu können. Wenn eine Mittelformatkamera eine Sensorgröße von 90 x 60mm aufweisen würde oder zumindest 60 x 45mm, wie manche analoge Mittelformatkameras, dann wäre der Unterschied zu den guten Vollformatkameras sofort sichtbar und die Hersteller könnten damit auch die erheblich höheren Preise der Mittelformatkameras rechtfertigen. Solange jedoch der Unterschied zwischen der Größe der Sensoren so gering ist, wird es den Herstellern schwer fallen, die Käufer zu motivieren, für 5 % mehr Bildqualität 200 % oder teilweise mehr Aufpreis für die Anschaffung der Geräte zu bezahlen.
Fazit:
Die Fuji GFX 50s weist acht Megapixeln mehr Auflösung als die Sony A7RII auf und das 63mm F2,8 Objektiv ist in der Lage, diese hohe Auflösung einzufangen und sehr gute Bilder zu liefern. Die höhere Auflösung der Fuji GFX 50s und die sehr gute Schärfe des Objektives bringen diesem Set ein wenig mehr Vorteil im Vergleich zu Sonys Set. Dieser Vorteil ist zwar im Labor messbar, jedoch per Auge im Fotografen-Alltag kaum sichtbar. Das heißt im Klartext: Wenn ich aus den jeweiligen Sets je einen Fine Art Print in der Größe von 150 X 100cm herstellen lasse, wird niemand in der Lage sein, mit bloßem Auge zu erkennen, welches Bild mit welcher Kamera entstanden ist.
Das Fuji-Set liefert also einen Hauch bessere Bilder als das Sony-Set. Dafür ist die Fuji doppelt so teuer, um einiges größer und schwerer, unflexibler und es gibt für die Fuji noch nicht genügend Objektive und Zubehör, womit man als Fotograf sofort loslegen kann. Manche Fotografen werden sicherlich die neue Fuji Mittelformatkamera kaufen und sich daran erfreuen können. Ich persönlich würde die Fuji sogar für den doppelten aktuellen Preis kaufen, wenn der verwendete Sensor erheblich größer und dadurch der Unterschied zu den Vollformatkameras wie die Sony A7R II größer ausfallen würde. Bei dem heutigen Stand würde ich lieber bei meiner kleinen A7R II bleiben.
Update:
Nun ist auch D-Preview zum selben Schluss gekommen wie ich. Die neue Fuji ist sehr gut, aber mit einer Sony A7R II ohne Ähnlichem ist man zurzeit besser bedient.
Hier der Link zu D-Previews Arikel:
https://www.dpreview.com/opinion/2341704755/thinking-about-buying-medium-format-read-this-first
Hier ist auch noch das Video, das mein Freund Ingo Quendler von unserem Test produziert hat:
Das folgende Video zu diesem Beitrag ist von mir: