Tipps zur Fotografie:
Stativ:
Mein wichtigstes Werkzeug ist das Stativ. Obwohl ich Kameras mit Bildstabilisatoren besitze, die auch unter schlechten Lichtverhältnissen ein Fotografieren aus der freien Hand erlauben, benutze ich, wenn es möglich ist, immer ein Stativ. Ein solides Dreibein-Stativ mit einem schweren Kugelkopf ist optimal für die Tierfotografie.
Das Ablichten freilebender Tiere erfolgt oft in den verschiedenen Nationalparks der Erde. In vielen dieser Tierreservate ist es nicht gestattet, das Auto zu verlassen. Hier ist man auf ein Autoscheiben- Stativ angewiesen. Zur Not kann auch ein mit Bohnen oder Reis gefüllter Sack als Auflage auf dem geöffneten Fenster dienen. Ein Einbeinstativ setze ich ein, wenn ich durch Gitter oder Glasscheiben fotografiere. In solchen Fällen muss das Objektiv ohne Streulichtblende direkt an die Scheibe oder an das Gitter angelehnt werden, um so wenig Störungen wie möglich aufs Bild zu bekommen. Manchmal muss es aber auch ohne Stativ gehen. Ein Beispiel hierzu ist meine Arbeit auf der Expo 2000 in Hannover. Zehntausende von Menschen waren auf engem Raum in Bewegung. Alles war hektisch und musste sehr schnell gehen. Kaum Platz für ein Stativ. Bei solchen Arbeitsbedingungen sind Bildstabilisatoren eine echte Bereicherung. Man erzielt selbst aus freier Hand ausreichend scharfe Bilder. Diese genügen den Pressefotografie-Ansprüchen, sind aber selten Kalenderbilder.
Schärfe
Die Schärfe ist ein wesentlicher Faktor in der Fotografie. Ein Maximum an Schärfe erreiche ich wie folgt:
A: Ein solides Dreibeinstativ.
Dieses sollte möglichst nicht auf Beton- oder Holzboden stehen. Die Vibrationen des Spiegelschlages, die Verschlussbewegung und andere Vibrationen (z.B. Wind o.ä.) können nicht von den genannten Bodenbeschaffenheiten gedämpft werden. Weicher Boden, wie etwa Rasen oder Sand, ist zur Aufstellung des Stativs besser geeignet. Das Stativ sollte zudem windgeschützt aufgestellt werden. Bei Wind fotografiere ich möglichst ohne Streulichtblende. Diese fängt den Wind auf und gibt ihn als Vibration an die Kamera weiter. Wenn auch ohne Streulichtblende Verwackelungsgefahr besteht, baue ich eine Windsperre auf, so dass die Kamera nicht vom Wind erfasst werden kann. Oft ist es schon ausreichend, wenn man sich geschickt neben die Kamera stellt.
B: Elektronischer Fernauslöser
Mit einem elektronischen Fernauslöser können die Vibrationen, die durch ein Auslösen mit der Hand entstehen, vermieden werden.
C: Die Spiegelvorauslösung.
Bei allem was nicht wegläuft benutze ich die Spiegelvorauslösung meiner Kamera. Diese Funktion ist oft nur bei den professionellen Kameragehäusen vorhanden. Sie bewirkt, dass der Spiegel vor dem eigentlichen Verschlussvorgang hochklappt. Sind die durch den Spiegelschlag entstandenen Schwingungen abgeklungen, erfolgt der eigentliche Belichtungsvorgang. Kombiniert mit einem elektronischen Fernauslöser werden so die im Kameragehäuse erzeugten Schwingungen, die zu Unschärfe führen können, umgangen
Bei Beachtung der drei genannten Regeln muss jede Aufnahme sozusagen “KNACKESCHARF” werden.
Belichtung:
Bei den meisten fotografischen Arbeiten wähle ich die Blende und überlasse die Zeit der Kamera (Zeitautomatik = Av). Die Programmautomatik (P) ist nicht intelligent genug um zu wissen, was ich gerade fotografiere. So kann sie nicht wissen, ob ich gerade eine große Schärfentiefe (Landschaftsaufnahmen) oder eine schnelle Verschlusszeit (Actionaufnahmen) benötige. Die Programmautomatik ist immer ein Kompromiss und lässt selten Raum für bewusstes Fotografieren. So bleibt sie bei meiner Kamera völlig unbenutzt.
Die Blendenautomatik (Tv) finde ich genauso unpraktisch. Ein fliegender Seeadler kann mit einer Belichtungszeit von 1/500s scharf abgebildet werden. Oft erlaubt es die Kombination vom vorhandenen Licht und der Lichtstärke des Objektivs jedoch nicht, bei dieser Verschlusszeit ein korrekt belichtetes Bild zu schiessen. So könnte eine Zeitvorwahl (Tv) von 1/500s, bei nicht ausreichendem Licht, zu einer Unterbelichtung des Bildes führen. Wähle ich jedoch die offene Blende (kleinste Blendenzahl), so belichtet die Kamera bei der Zeitautomatik selbstständig mit der kürzesten möglichen Belichtungszeit. Die beim Fotografieren mit „Offenblende“ auftretende kleine Schärfentiefe ist eher zu tolerieren, als ein falsch belichtetes Bild.
Bei der Belichtung benutze ich oft eine Graukarte. Habe ich gerade keine Graukarte zur Hand, messe ich die Belichtung von Gegenständen, die etwa dem “Helligkeitswert” der Graukarte entsprechen. Hier kann z.B. das grüne Laub vieler Bäume oder eine asphaltierte Strasse dienen. Oft messe ich den Belichtungswert meiner eigenen Fototasche. Ich weiss, dass meine Tasche 2/3 Blenden dunkler als die Graukarte ist. So muss ich eine Korrektur von minus 2/3 Blenden vornehmen (Unterbelichten), um ein korrekt belichtetes Bild zu bekommen.
Die richtige Belichtung mittels Graukarte wird in einigen Fachbüchern sehr genau und ausführlich erklärt (…sehr schön zu lesen in “Naturfotografie” von Fritz Pölking, Augustus Verlag).
Um u.a. Landschaften, Architektur oder Makroaufnahmen perfekt belichtet zu bekommen, schalte ich alle Automatik Funktionen meiner Kamera aus (M). Das Licht messe ich mit einem Lichtmesser (Belichtungsmesser). Die Schärfe stelle ich per Hand ein. Wenn jetzt noch alle anderen Regeln beachtet werden (siehe Kapitel Schärfe), bekomme ich ein perfektes Bild.