Diese Fotosafari war die erste, die wir mit Benny unternommen haben. Während der Planungsphase wurde die Fotoausrüstung ergänzt und ein Teil ausgetauscht. Die Spiegelreflexkamera musste der spiegellosen Kamera weichen, damit alles lautlos ablaufen konnte. Kaum waren die letzten Tipps von Benny gelesen und ausprobiert, die Softkoffer und stichfesten Kleidungsstücke (die wir nicht wirklich benötigt hätten), saßen wir auch schon im Jumbo-Jet der Airline mit dem Kranich von Frankfurt nach Johannesburg. Da Benny mit einigen Teilnehmern von einer Tiger-Safari aus anreiste, gönnten wir zwei uns eine Nacht im Radisson Airport Hotel, um nach dem langen Nachtflug fit für die Fotosafari zu sein. Das würden wir wieder genauso machen, weil das Einzige, was es während der Rundreise nicht gab, Ausschlafen war.
Nun aber zu dem, was es gab: Eine perfekt organisierte Rundreise durch vier Private Game Reserves, Übernachtung in komfortablen bis luxuriösen privaten Lodges, Vollverpflegung, immer gut gelauntes gutes Englisch sprechendes Personal, lokale Guides, die sich wirklich gut mit der Fauna und auch der Flora, den Menschen, Landschaften, dem Wetter… und so weiter auskannten. Gebirgs- und Canyonlandschaften nebst Bootfahrt und einer Musical-ähnlichen Folklore-Veranstaltung ergänzten die Fotosafari sehr gut. Die komfortablen Jeeps, Landcruiser und britischen Landrover passten bestens zu den Tracks im teils gelben, teils roten sandigen Boden, dessen aufgewirbelter Staub schon für die ersten Action-Fotos gut waren. War man in die hohen Fahrzeuge erst einmal hineingeklettert, bewies sich das Konzept „je Bank nur 1 zahlender Passagier“ als besonders wichtiger Komfort. Der Tracker, der vorne auf dem Bock saß, um die Big Five und alle kleineren Tiere ausfindig zu machen, unterstützte den bewaffneten Ranger mit der Astschere, um im Bedarfsfall bei laufender Fahrt oder kurzem Stillstand die Zweige und kleineren Äste abschneiden zu können. So konnten wir z.B. dem Leoparden den Weg abschneiden und ihn umkreisen bis er im richtigen Licht vor uns auf den Baum kletterte. Zwei Mann Personal bei drei zahlenden Gästen je Auto und so ungefähr eine 1:1-Betreuung in den Unterkünften (vom Koch bis zum Ranger, der abends bis 21 Uhr Streife lief) war so das gute Verhältnis, dass es sonst nur auf Kreuzfahrtschiffen der oberen Kategorie gibt. Auch zahlte sich aus, dass Benny vor Ort bekannt war wie ein „bunter Hund“, so dass sich fast jede Tür schnell öffnete.
Was gab es sonst noch: Ach ja, das beste Reiswetter, kein Regen, nur mal etwas Dunst und wenige Tropfen, fortgeschrittene Trockenzeit, so dass sich die kleinen und großen Fotoobjekte zu den wenigen Wasserlöchern hin versammelten, die es noch gab, quasi direkt vor unseren Teleobjektiven. Man durfte (wie ich, Hartmut) mit Nikon fotografieren, auch mit Canon und anderen Marken, aber wer seine SONY-Ausrüstung dabeihatte, durfte vom Reiseleiter erwarten, dass auch jedes technische Detail der Kamera, das die Fotos noch einen Tick schöner machte, zum Einsatz kam. Wobei wir nun endlich beim Fotografieren angekommen wären. Waren im Lufthansa-Flieger noch die Handys im Einsatz, ging es morgens so zwischen 5 und 6 Uhr mit den gut gefüllten Foto-Rucksäcken an die Arbeit. Es wurde Einigung erzielt, wer mit wem welche 3-er Tour unternahm. Geländewagen oder Fußpirsch oder im Bunker, dem genialen unterirdischen Versteck vor dem Wasserloch, durch dessen Schießscharten unsere Objektive auf den vormontierten Stativhalterungen bzw. Bohnensäcken Platz hatten. Zwei bis drei Stunden dauerte so die Vor-Frühstücks-Unternehmung. Dann folgten die Vormittags- und Spätnachmittags-Touren von circa drei Stunden Dauer. Es gab auch einzelne Tage mit Ganztagsunternehmungen mit den Themen Landschafts-, Nacht,- Reptilien- oder Portrait-Fotografie. Die Reptilien wurden uns so vorgesetzt, dass die oft sehr gefährlichen Wesen uns komfortabel in der Wildnis in Kameranähe begegneten, aber immer ein dienstbarer guter Geist mit der Zange neben uns stand und dafür sorgte, dass uns so gerade eben nichts Schlimmes zustoßen konnte.
Aufregung? Gab es auch, wurde aber kaum von jemandem ausgesprochen. Wer gibt schon zu, dass er oder sie Angst hat, wenn sich der Löwe in die zwei Meter breite Wegspur zwischen unserem Fahrzeug und dem Sonnenuntergang zwängt, neben unserem Auto stehen bleibt und dann, nach reiflicher Überlegung, sich entscheidet, sich nicht ins Fahrzeug zu setzen, sondern zu seiner Partnerin ins Bett zu gehen. Oder dass es ein komisches Gefühl im Magen gibt, wenn die eine Hyäne oder der eine Elefant sich durch uns gestört fühlt und den Rest des Rudels zu sich bittet. Was ist das doch für eine Riesenmauer, wenn einem so ein halbes Dutzend Elefanten oder mehr entgegenkommen.
Besondere Fotomotive? So viele, dass sie hier nicht alle aufgezählt werden können. Fotos, die man mangels guter Qualität löschen musste? Ja, Tausende … aber es zählen je bekanntlich nur die 100 bis 200 besten Fotos und natürlich die wenigen 5-Sterne-Bilder. Eines der spektakulärsten Motive waren definitiv die Nachtfotos von sich im Scheinwerferlicht befindlichen Geparden und Nashörnern.
Romantische Momente? Auch die gab es. In der Lodge ohne elektrischem Licht. Kerzen, Öllampen und Taschenlampen erinnerten uns da an den einen oder anderen Film. Wenn man dann lieber draußen im Schein des Mondes und der Venus auf der Terrasse sitzt und Tierstimmen nachahmen übt, ist es schon ein Erlebnis, wenn einem der Löwe aus ein paar hundert Metern Entfernung antwortet.
Summa summarum haben wir gemeinsam mit Benny, seinen afrikanischen Bekannten und einer vorbildlichen Organisation einen absoluten TOP-Urlaub verbracht, für Ersttäter wie uns so, wie wir es uns nicht vorgestellt hätten. Viele Freunde und Bekannte, die uns per WhatsApp gefolgt waren, konnten es kaum erwarten, bis wir zurück und mit der Bearbeitung in Lightroom und Co. fertig waren. Die nächsten Fotosafaris sind bereits in Planung oder gebucht. Nach dem Urlaub ist ja bekanntlich immer vor dem Urlaub …
Hartmut und Regina