Das heutige Foto zeigt eine selten gesehene und nicht häufig fotografierte Raubkatze, die ich vor einigen Tagen in der Wildnis Brasiliens im Licht einer Taschenlampe aufgenommen habe.
Meine Naturliebhaber-Freunde haben es sicherlich erkannt, dass es sich hierbei um einen Ozelot handelt.
Die Fotografen unter Euch werden jetzt vielleicht staunen, wenn sie hier lesen, dass ich dieses Foto mit ISO 25600 aufgenommen habe.
Ja, richtig gelesen: ISO 25600, weil das Licht einer Taschenlampe zum Fotografieren sehr gering ist und deswegen sind wir Fotografen gezwungen, mit sehr hohen ISO-Zahlen arbeiten zu müssen. Dies wiederum führt dazu, dass die so entstandenen Bilder normalerweise total verrauscht und unbrauchbar werden. Nicht so mit modernen Kameras und Software.
Wenn jemand vor 30 Jahren gesagt hätte, dass wir Bildermacher eines Tages mit so wenig Licht brauchbare Fotos aufnehmen würden, würde er von der Mehrheit der Fotografen ausgelacht werden.
Heute sehen wir, dass es wohl sehr gut machbar ist.
Obwohl die digitale Technik inzwischen extrem fortgeschritten ist und viele Fotografen die neuesten Profikameras besitzen, sehe ich immer wieder, dass sie sich nicht trauen, mit hohen ISO-Zahlen zu fotografieren und deswegen gar nicht erst ihre Kameras in die Hand nehmen, wenn nicht genügend Licht vorhanden ist.
Mit diesem Artikel möchte ich genau diese Freunde motivieren, mutiger zu werden und sowohl ihre neuen Kameras als auch die Möglichkeiten der Rauschreduzierung ihrer Software auszuprobieren.
Das heutige seltene Foto, das ich persönlich sehr mag, wäre nicht entstanden, wenn ich altmodisch denken und die Kamera erst gar nicht ausgepackt hätte.
Apropos ALTMODISCH:
Hier eine Geschichte aus meinem Leben als Fotograf:
Anfang der 2000er Jahre gehörte ich zu den absolut ersten Naturfotografen der Welt, die sich eine digitale Fotoausrüstung gekauft und damit gearbeitet haben. Ich habe über meine ersten Erfahrungen in der damals neuen digitalen Welt der Fotografie und die Vor- und Nachteile dieser neuen Technik berichtet und mehrere Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.
Vor allem habe ich damals das große Potenzial der digitalen Fotografie in den Vordergrund gestellt und den Fotografen prophezeit, dass diese neue Technik viele alte Probleme der Fotografen lösen könnte, wie zum Beispiel die sofortige Kontrolle der Bilder vor Ort über das Display. Wir müssten nicht mehr tagelang auf die Entwicklung der Dias oder Negative warten, um zu sehen, wie die Fotos geworden sind. Ich habe damals auch weitere sehr spannende Vorteile der digitalen Fotografie beschrieben und war begeistert, welche neuen Möglichkeiten diese Technik uns bringen könnte.
Daraufhin wurde ich von etlichen EWIG-GESTRIGEN Fotografen angefeindet und habe teilweise beleidigende Briefe oder Leserbriefe erhalten, die dann auch in den jeweiligen Fachzeitschriften gedruckt wurden.
Diese Fotografen meinten, dass die digitale Fotografie nur eine vorübergehende Modeerscheinung sei und nichts mehr als ein Kinderspielzeug. “Echte” und professionelle Fotografen würden niemals die analoge Fotografie gegen die “minderwertige” digitale Version tauschen wollen.
Bob Marley hätte dazu gesagt “TIME WILL TELL”.
Wie die Geschichte der Fotografie seit meinem ersten diesbezüglichen Artikel gelaufen ist, haben wir wohl alle miterlebt. Alle Fotografen, die mich damals heftig attackiert haben, fotografieren inzwischen selbst digital.
Heute gibt es nicht nur tolle Kameras, die sehr gute Bilder auch bei wenig Licht liefern oder Software, die das Bildrauschen sehr effizient reduzieren, sondern auch die künstliche Intelligenz, die gerade alle kreativen Branchen revolutioniert.
Es gibt wieder die Grabenkämpfe zwischen den Ewig-Gestrigen und den innovativen Kunstschaffenden, die ständig ihre Kontras und Pros in die Öffentlichkeit posten.
Dass die KI kein Kinderspiel ist und sie die Zukunft von uns Fotografen, Filmemachern, Musikern etc. entscheidend verändern wird, kann ich Euch bereits jetzt versichern, ohne dass ich mich als Experte in dieser neuen Technik verstehe.
Die KI ist ein Riesenpotenzial für kreative und innovative Kunstschaffende und Gift für Rückwärtsgewandte und altmodische Künstler, die bald nicht mehr mit den anderen mithalten können.
Aus demselben Grund fahren die Menschen heute mit Autos von A nach B und nicht mehr mit Kutschen, wie es früher üblich war.
Ich hoffe, dass mein heutiger Bericht Euch dazu motiviert, offener und positiver der neuen technischen Möglichkeiten gegenüber zu stehen und in jeder Entwicklung eher eine Chance zu sehen, Euer bisheriges Schaffen etwas besser, effizienter und hochwertiger zu produzieren.
Das Leben ist viel zu kurz und viel zu wertvoll für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.
Ich sende Euch einen herzlichen Gruß zu und wünsche Euch eine baldige Fotoreise mit uns.