Die unberechenbare Tierfotografie gehört zu den schwierigsten Disziplinen in der Welt der Fotografie. Für sehr unterschiedliche Situationen muss der Fotograf völlig verschiedene Techniken anwenden können, damit die jeweiligen Bilder professionell aufgenommen werden. Und dies alles oft unter sehr schwierigen, unbequemen oder gar lebensgefährlichen Bedingungen.
Eine dieser Techniken führt zur Aufnahme der sogenannten „Mitziehbildern“. Weiter unten seht Ihr einige Mitzieh-Beispielbilder von mir.
Ich hatte in den letzten Jahren mehrere erfahrene Fotografen auf meinen Fotoreisen dabei, die bisher nur im Studio oder Landschaften, Architektur, Hochzeiten oder für Werbung fotografiert hatten und sie wollten nun Mitziehbilder so ähnlich wie die hier gezeigten Fotos aufnehmen. Sie haben in der Wildnis komplett versagt und waren total verzweifelt, weil sie am Anfang keine annähernd brauchbare Mitziehbilder bekommen haben. Erst durch zahlreiche Tipps und viel Übung konnten sie einige gute Mitziehbilder mit nach Hause nehmen. Es ist auch für mich persönlich nicht ganz einfach, solche Bilder in der Wildnis aufzunehmen.
Die Kunst an dieser Art der Fotografie liegt darin, die sich bewegenden Tiere so festzuhalten, dass ein Großteil deren Körper scharf abgebildet wird, während sich alles andere im Vordergrund und Hintergrund in horizontale Linien verwandelt. Mit dieser Technik wird die Bewegung im Bild besonders gut sichtbar und die Fotos wirken sogar oft wie ein gemaltes Bild.
Der Fotograf muss versuchen, während der Belichtung des Bildes, seine Kamera möglichst mit derselben Geschwindigkeit MITZUZIEHEN wie die Tiere rennen. Erst wenn die Bewegung der Kamera und die der Tiere ähnlich schnell sind, entstehen solche Mitzieher mit scharfen Bereichen im Bild. Wenn der Fotograf seine Kamera zu langsam oder zu schnell schwenkt, wird die Aufnahme komplett verwackelt aussehen. Somit ist das Bild aus technischer Sicht misslungen. Es gibt zwar auch solche komplett verwackelten Bilder, die teilweise sogar in Fotozeitschriften gezeigt werden und auch ihre Fans finden, aber technisch sind sie eher ein Zeugnis dafür, dass der Fotograf sein Handwerk nicht beherrscht.
Für unterschiedliche Tierarten, Lichtbedingungen und Distanzen zu den Tieren müssen die Einstellungen an der Kamera und am Objektiv angepasst werden. Bei unseren Fotoworkshops gebe ich unseren Fotografen meine Standardeinstellung weiter, mit der wir erst einmal anfangen und dann diese der jeweiligen Situation anpassen können.
Wenn Mitzieh-Aufnahmen von laufenden Tieren in der Wildnis richtig gut werden sollen, dann wird es ziemlich kompliziert, weil Wildtiere sich nicht wie Autos und Motorräder nur waagerecht fortbewegen, sondern bei jedem Schritt auch noch vertikal. Dies führt dazu, dass die Mitziehbilder von Wildtieren oft komplett verwackelt und nicht wirklich brauchbar sind.
Das Ganze wird noch um Längen schwieriger, wenn der Fotograf sich in einem Auto befindet, welches in der Nacht und in der Wildnis über Stock und Stein fährt, während der Bildermacher die Fotos beim fahrenden Auto und aus freier Hand bei 1/5 Sekunde aufnimmt. Dies war zum Beispiel der Fall bei der Aufnahme der Tigerbilder, die ich in der Dunkelheit aufgenommen habe.
Allein die Tatsache, dass wir in der Nacht kaum Licht zum Fotografieren haben, zwingt uns dazu, mit offener Blende die Mitziehbilder aufnehmen zu müssen. Wenn ich also mit einer offenen Blende von F 2,8 fotografiere, habe ich auch noch eine sehr kleine Schärfentiefe, die ebenfalls dazu führen kann, dass die notwendige Mindestschärfe an der richtigen Stelle des Bildes fehlt.
Eine noch schwierigere Aufgabe ist das Ablichten von schnell und kurvig fliegenden Vögeln mit der Mitzieh-Aufnahmetechnik. Die Aras zum Beispiel flattern schnell in der Luft. Sie fliegen kamikatzemäßig unvorhersehbar durch die Lüfte in einem dreidimensionalen Raum. Mit 1/15 Sekunde Verschlusszeit und bei 600mm Brennweite aus freier Hand gehört diese Herausforderung zu den absolut schwierigsten Disziplinen der Fotografie überhaupt. Der Bildermacher muss nämlich mit derselben Geschwindigkeit, wie der Vogel fliegt, die Kamera mitziehen und dafür sorgen, dass der Vogel nicht aus seinem Sucher verschwindet. Ansonsten ist die Aufnahme komplett verwackelt und unbrauchbar oder der Vogel ist nicht auf dem Foto abgebildet. Es ist jedoch erheblich leichter gesagt, als getan.
Ein fahrendes Auto, Motorrad, Boot oder auch laufende Tiere als Mitziehbilder aufzunehmen ist erheblich einfacher, als flatternde und fliegende Vögel, weil diese sich im dreidimensionalen Raum in allen Richtungen bewegen können und deswegen die Bilder noch schneller und häufiger komplett verwackeln.
Auf meinen Fotosafaris machen wir immer wieder Mitzieh-Fotoworkshops und die Teilnehmer meiner Fotoreisen bekommen meine Unterstützung, damit sie selbst auch solche Bilder aufnehmen können.
In den letzten Tagen habe ich Euch von unseren anderen Fotoworkshops erzählt. Heute habt Ihr einiges über meine Mitzieher-Fotoworkshops erfahren und in den nächsten Tagen werde ich Euch weiter von anderen Fotoworkshops berichten, damit Ihr seht, wie kreativ die Tierfotografie in der Wildnis sein kann und wie unsere Fotografen auf unseren akribisch organisierten Fotosafaris von unseren Fotoworkshops profitieren können.
Das Leben ist zu kurz und zu schade für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.