Die unberechenbare Tierfotografie gehört zu den schwierigsten Disziplinen in der Welt der Fotografie. Für unterschiedliche Situationen muss der Fotograf verschiedene Techniken anwenden können, damit die jeweiligen Bilder professionell aufgenommen werden.
Eine dieser Techniken führt zur Aufnahme der sogenannten „Mitziehbildern“. Ich habe viele erfahrene Fotografen gesehen, die daran scheiterten und total frustriert waren. Die Kunst an dieser Art der Fotografie liegt darin, die sich bewegenden Tiere so festzuhalten, dass ein Großteil deren Körper scharf abgebildet wird, während alles andere sich in horizontalen Linien verwandelt. Mit dieser Technik wird die Bewegung im Bild besonders gut sichtbar und die Fotos wirken sogar oft wie ein gemaltes Bild.
Bei unserem heutigen Foto, das ich hier zum ersten Mal zeige, sehen wir vier Gnus, die in der Massai Mara am Rennen sind. Drei Tiere bewegen sich mit ähnlicher Geschwindigkeit und deswegen sind sie einigermaßen mit derselben Schärfe aufgenommen worden. Das erste Gnu hinten bewegt sich etwas schneller und somit ist kein Teil seines Körpers scharf abgebildet.
Der Fotograf muss versuchen, während der Belichtung des Bildes, seine Kamera möglichst mit derselben Geschwindigkeit MITZUZIEHEN, wie die Gnus rennen. Erst wenn die Bewegung der Kamera und die der Tiere ähnlich schnell sind, entstehen solche Mitzieher mit scharfen Bereichen im Bild. Wenn der Fotograf seine Kamera zu langsam oder zu schnell schwenkt, wird die Aufnahme komplett verwackelt aussehen. Somit ist das Bild aus technischer Sicht misslungen. Es gibt zwar auch solche komplett verwackelten Bilder, die auch teilweise in Fotozeitschriften gezeigt werden und auch ihre Fans finden aber technisch sind sie eher ein Zeugnis dafür, dass der Fotograf sein Handwerk nicht beherrscht.
Auf meinen Fotosafaris machen wir immer wieder Mitzieh-Fotoworkshops und die Teilnehmer meiner Fotoreisen bekommen meine Unterstützung, damit sie selbst auch solche Bilder aufnehmen können.
Für unterschiedliche Tierarten, Lichtbedingungen und Distanzen zu den Tieren müssen die Einstellungen an der Kamera und am Objektiv etwas angepasst werden. Es gibt jedoch meine Standardeinstellung, mit der wir erst einmal anfangen können und dann diese der jeweiligen Situation anpassen.
Hier sind meine Standardeinstellungen für Mitziehaufnahmen:
- M für manuelle Belichtung wählen! Ich fotografiere ausschließlich mit manueller Belichtung.
- Die ISO-Einstellung der Kamera auf die niedrigste Stufe einstellen – z.B. ISO 50.
- Die Zeit für die Aufnahme kann zwischen 1/5s bis ca. 1/80s gewählt werden, je nachdem, wie schnell sich das Tier bewegt. Das heutige Bild habe ich mit 1/20s fotografiert.
- Die Blende so wählen, dass mit der gewählten Zeit und ISO ein korrekt belichtetes Bild entstehen kann. In der Regel muss die Blende weit geschlossen werden.
- Den Bildstabilisator des Objektiven (wenn vorhanden) auf Mode 2 stellen. Damit werden die vertikalen Bewegungen stabilisiert, jedoch nicht die horizontalen, die wir als waagerechte Linien im Bild haben möchten.
- Alle AF-Punkte der Kamera aktivieren.
- Verfolgung von Objekten aktivieren, wenn dies die Kamera anbietet.
- Das AF-System muss auf kontinuierlich eingestellt sein, sodass die Schärfe ständig nachgeführt wird.
- Serienbild-Aufnahme eingeschaltet.
- Weißabgleich auf Automatisch stellen und in RAW fotografieren.
Damit sollten alle Einstellungen für Mitziehaufnahmen getroffen sein und jetzt kann man je nach Lichtsituation und Geschwindigkeit der Tiere noch kleine Anpassungen vornehmen und loslegen.
Die nächsten Mitzieher werden wir auf meinen zwei Kenia-Fotoreisen aufnehmen, die im August hintereinander stattfinden werden und ich freue mich darauf.
Euch allen wünsche ich einen schönen Tag noch und viel Freude an der Fotografie!