Man sagt, sie haben in ihrer Geschichte NIEMALS einen Krieg geführt. Sie sind klein, schlank, flink, sehr kommunikativ, in der Regel fröhlich und mit Abstand die besten Jäger Afrikas.
In den letzten 30 Jahren war ich oft zu Gast bei den SAN, die auch als Buschmänner bezeichnet werden. Die alten San gehörten schon immer zu den absolut besten Fährtenlesern und sie konnten mit einfachen Mitteln erfolgreich jagen. Die kleinsten Spuren im Sand waren wie offene Bücher für diese alten Meister, die niemals eine Schule von innen gesehen hatten.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie ich mit einem von ihnen in der Kalahariwüste unterwegs war und er mir anhand der Spuren im Sand ganz genau und detailliert erklären konnte, welche Tiere, sich wann und wo aufgehalten hatten und ob diese Tiere andere Lebewesen gejagt hatten usw. Nach seinen nachvollziehbaren Erklärungen wurde es für mich dann auch plötzlich sichtbar, was die Wildnis in den Sand geschrieben hatte. Ich war total begeistert, wieviel Informationen man aus wenigen Spuren im Sand ablesen kann. Es war wie Zauberei.
Bei den Versammlungen und Treffen der San unter sich aber auch mit mir war es immer und ohne Ausnahme extrem fröhlich, freundlich und lustig. Bei den San gibt es andauernd jemanden, der lustige Dinge oder Witze erzählt, um die anderen zum Lachen zu motivieren. Dies ist keineswegs bei anderen afrikanischen Völkern der normale Alltag! So fröhlich und friedlich kenne ich kein anderes Volk der Welt – auch nicht in Afrika.
Ihre fröhliche und friedliche Art zu leben haben die San bis heute beibehalten. Ihre Fähigkeiten und Ihr Wissen über die Geheimnisse der Natur wird jedoch leider von Generation zu Generation weniger.
Auf der einen Seite dürfen sie nicht mehr wie früher umherwandern und jagen. Praktisch sämtliche Plätze, wo sie früher gejagt haben, sind heute entweder Nationalparks oder private Wildschutzgebiete und dort erlaubt ihnen niemand zu jagen.
Auf der anderen Seite wollen die jungen San natürlich, verständlicherweise, ein bequemeres Leben in der Zivilisation führen. Bei aller Liebe zum wilden und spannenden Leben in der Natur war das Leben als Jäger und Sammler schon immer voller Gefahren und Entbehrungen. Manch einer wurde bei der Jagd von wilden Tieren getötet und andere sind verhungert, weil sie schlicht und einfach bei der Beschaffung der Nahrung oder mit dem Wetter Pech hatten.
Somit gibt es heute immer weniger junge San, die das Wissen ihrer Großeltern gespeichert oder überhaupt irgendetwas mit der Wildnis zu tun haben. In einigen Jahren wird ganz sicher der letzte San sterben, der noch die feinsten Spuren im Sand klar deuten kann.
Mit diesem Wissen in meinem Hinterkopf genieße ich besonders meine gelegentlichen Begegnungen mit diesen freundlichen Meistern der Wildnis. Manchmal besuche ich die San in Südafrika oder in Botswana aber häufiger in der Kalahariwüste in Namibia. Dann lasse ich mir von ihnen erklären, welche Spuren sie im Sand sehen.
Ich habe in meinem Leben von den Naturvölkern viele Geheimnisse der Wildnis gelernt und einige von meinen Lehrern waren friedliche, freundliche und fröhliche San. Ich bin dankbar, dass ich diese großartigen Meister kennenlernen und ein wenig von ihnen lernen konnte.
Von meinem eigenen Wissen über die Welt der Tiere profitieren unsere Fotografen, die mit mir durch die Wildnis reisen.