Wenn wir anderen Menschen oder Lebewesen begegnen, versuchen wir automatisch aus deren Augen zu lesen. Diese verraten uns viele Informationen, die wir blitzschnell analysieren können. Die Evolution hat uns diese Fähigkeit gelehrt, weil sie für unser Überleben und für das Zusammenleben mit anderen Menschen oder Tieren notwendig ist.
Es sind die Augen, die uns als erstes verraten, ob jemand uns mag oder nicht, ob jemand müde oder knallwach ist, ob jemand uralt oder jung ist, ob jemand sanft oder aggressiv ist, ob jemand mit uns flirtet oder uns am liebsten umbringen möchte und viele weitere Informationen, die wir schnell ablesen können.
Zu der Zeit, wo wir Menschen noch als Jäger und Sammler lebten, also bis vor gut 12 000 Jahren, hatten wir wesentlich präziser trainierte Sinnesorgane und konnten noch erheblich mehr Informationen aus den Augen anderer Menschen oder auch denen der Tiere ablesen. Damals waren diese Fähigkeiten auch notwendiger als heute, denn wir hätten zu jeder Zeit und überall von anderen Menschen oder Tieren getötet werden können. Es war wichtig, die Absichten des Gegenübers schnell und richtig abschätzen zu können.
Für unser heutiges Leben in der Zivilisation brauchen wir nicht mehr unbedingt solche präzisen Fähigkeiten, um zu überleben und dennoch ist dieser Urinstinkt immer noch in unseren Genen aktiv. Nicht nur im täglichen Umgang mit anderen Menschen oder Tieren, sondern selbst auf Fotos oder Gemälden schauen wir immer noch als erstes in die Augen des abgebildeten Menschen oder Tiers.
Mit diesem Wissen im Hintergrund sollten wir beim Fotografieren besonders darauf achten, wo wir die Augen der Tiere oder Menschen platzieren und welcher Moment der beste Augenblick ist, um bestimmte Bildaussagen treffen zu können.
Genau aus diesem Grunde haben die Kamerahersteller die Augen-Erkennung in den Autofokussystemen ihrer Kameras eingebaut. Inzwischen erkennen die modernen Kameras nicht nur die Augen der Menschen, sondern auch die der Säugetiere und auch die Augen der Vögel. Diese relativ neue Technik erleichtert das genaue Fokussieren auf die Augen. Dies ist besonders hilfreich, um gut gestaltete und präzise scharfgestellte Bilder zu bekommen, vor allem dann, wenn die Tiere sich schnell bewegen oder andauernd ihren Kopf von links nach rechts bewegen, wie es z.B. bei der Vogelfotografie oft der Fall ist.
Die Wintermonate eignen sich sehr gut zum Lesen von Kamera-Bedienungsanleitungen und wenn Ihr Euch die Zeit nehmt, um solche technischen Finessen zu lernen, die Eure Kameras Euch bereits zur Verfügung stellen, dann werdet Ihr ganz sicher bei Eurer nächsten Fotosafari noch bessere Bilder aufnehmen und diese würden Euch noch mehr Freude bereiten. Versprochen!
Also, viel Spaß beim Lernen, die technischen Einstellmöglichkeiten Eurer intelligenten Kameras besser zu nutzen!
Das hier gezeigte Foto, das einen männlichen Dschelada zeigt, habe ich auf meiner letzten Fotoreise in Äthiopien aufgenommen und ich hoffe, es gefällt Euch.