Es ist früh am Morgen. Obwohl ich noch schlafe, bekomme ich mit, dass sich die Geräusche in der Wildnis so langsam ändern. Die nachtaktiven Akteure der Wildnis werden immer ruhiger und dafür werden immer mehr tagaktive Tiere wach.
Die Rufe der Schakale, Hyänen und Löwen werden leiser, während die Vögel den Anbruch des Tages lautstark und fröhlich ankündigen.
Es ist an der Zeit, aufzustehen und sich auf die Pirschfahrt vorzubereiten. Vorher jedoch ein leckeres Frühstück, bevor das Abenteuer beginnt. Frisch ausgepresster Orangensaft, frisch gebackenes Brot, Obst, ein Omelett oder Müsli, Honig oder Marmelade aufs Brot und los geht’s.
Sobald wir aus unserem Camp herausfahren, sehen wir einige Heißluftballons. Sie ermöglichen den Touristen eine atemberaubende Aussicht auf die Savanne der wilden Tiere und zwar aus der Vogelperspektive. Solche Ballonfahrten habe ich bisher mehrfach gemacht und es war immer ein wunderschönes Erlebnis.
Wir fahren mit unserem Geländewagen durch die Wildnis und finden eine Leopardendame, die mit ihren zwei Babys unterwegs ist. Die Leopardenkinder sind verspielt und zuckersüß zu beobachten. Wir nehmen einige Fotos auf, bevor die Leopardenfamilie sich ins Dickicht zurückzieht.
Während wir die Savanne nach sich lohnenden Fotomotiven suchen, finden wir zwei Geparde, die gerade nach ihrer nächsten Mahlzeit suchen. Wir folgen ihnen mit etwas Abstand, um sie bei ihrer Jagd nicht zu stören.
Wir stellen unsere Kameras auf Actionfotografie ein und unsere Finger sind auf den Auslösern. Die Gepardenbrüder finden eine Impala-Herde und rennen los. Unsere Kameras sind auf Dauerfeuer eingestellt und unsere Speicherkarten glühen. In nur wenigen Sekunden erlegt jeder Gepard eine Impala. Wow – was für ein Erlebnis. Nach einigen weiteren Aufnahmen fahren wir weiter mit tollen Bildern auf unseren Karten.
Wir fotografieren an diesem Morgen einige Giraffen, Büffel, Zebras, Gabelracken, Eisvögel und Bienenfresser und eine schlafende Löwenfamilie bis 11:00 Uhr. Dann ist das gute Licht längst vorbei und es ist Zeit, wieder zurück zu unserem Camp zu fahren.
In unserer wunderschönen Lodge, mit sehr geschmackvoll eingerichteten Zimmern, hat unser Team ein fantastisches Drei-Gänge-Menü vorbereitet. Unsere Köche gehören zu den besten und kreativsten Köchen der Welt und zaubern jeden Tag ein Menü auf den Tisch, das kaum noch Wünsche offenlässt.
Während des Essens sprechen wir über den Verlauf des Vormittags, über das erlebte Abenteuer und über unsere Fotos, die wir aufgenommen haben. Manch einer erzählt noch einen Witz oder eine Anekdote aus seinem Leben und somit ist auch dafür gesorgt, dass das soziale Miteinander zwischen den Reiseteilnehmern bei jeder Mahlzeit gestärkt wird.
Dann ist Zeit für Siesta. Wer ein Mittagsschläfchen haben möchte, legt sich auf sein großes und bequemes Bett in seinem angenehm klimatisierten und wunderschönen Zimmer hin.
Wer nicht gewohnt ist, mittags zu schlafen, kann sich entweder mit seinen Fotos beschäftigen oder auf einem Stuhl sitzend in die Wildnis schauen, weil auch der Ausblick aus unserer Lodge wunderschön ist. Während man in die Savanne schaut und einen Cold Drink genießt, kann man seine Gedanken fließen lassen und die Schönheit des Moments genießen.
Um 15:30 Uhr gibt es Kaffee, Tee, Kuchen, Obst und andere Leckereien. Wer etwas davon genießen möchte, kann dies tun, bevor unsere Pirschfahrt um 16:00 Uhr startet.
Wir fahren wieder mit unseren Geländewagen in die Wildnis. Über Funk hören wir von unseren Freunden, dass die Löwen von heute Morgen eine Büffel-Familie ins Visier genommen haben. Wir fahren dahin und kommen zur richtigen Zeit an.
Ein männlicher Löwe rennt in die Büffel-Herde und verursacht Panik. Er will herausfinden, welcher Büffel der Schwächste in der Gruppe ist. Die Büffel rennen weg, aber kommen immer wieder zurück. Das Spiel wiederholt sich einige Male, bis die Löwen wissen, welcher Büffel alt, krank und schwach ist.
Für uns Fotografen ergeben sich hierbei immer wieder spannende Fotografie-Möglichkeiten. Die Löwen rennen schließlich gemeinsam in die Büffel-Gruppe und zwar mit folgendem Plan:
Ein Teil der Löwen soll den schwachen Büffel von der Familie trennen und die anderen sollen der Büffel-Herde so weit wie möglich hinterherlaufen, um sie vom eigentlichen Geschehen fernzuhalten. Der Plan geht auf.
Zwei Löwenkater und ein Weibchen greifen den alten Büffel von hinten an. Der Büffel wird zu Boden gezerrt, aber er steht wieder auf und kämpft. Die Löwen wissen, dass sie sich von den Hörnern des Wildrindes fernhalten müssen. Der Büffel kann jeden Löwen mit seinen Hörnern töten oder schwer verletzen und er ist ein Muskelpaket mit bis zu einer Tonne Gewicht. Abgesehen davon sind Büffel extrem ausdauernd und aggressiv, also keine leichte Beute.
Während des Kampfes schreit der Büffel um Hilfe. Seine Familie hört diese Schreie und kommt tatsächlich zurück, um ihm zu helfen. Hunderte wütende Büffel kommen tobend auf die Löwen zugerannt. Der Staub wird aufgewirbelt und die Jäger werden nun zu Gejagten.
Einer der männlichen Löwen muss sich auf einen Baum retten, damit er von den Büffeln nicht getötet wird. Die Herde nimmt den verletzten Büffel in ihrer Mitte und schützt diesen mit den mächtigen Hörnern, die jeder von ihnen trägt.
Unser Auto ist umzingelt von wütenden Büffeln und wir sind mitten im Geschehen. Uns kann nichts passieren. Wir sind in unserem Geländewagen sicher. Obwohl wir keine Angst haben müssen, schießt Adrenalin durch unsere Adern und wir sind nun gespannt, wie es weitergeht.
Die Löwen versuchen immer wieder, den schwachen Büffel zu erreichen, aber erfolglos. Die Herde ist entschlossen, den alten Kameraden zu schützen und somit gehen die Löwen für heute leer aus.
Wir Fotografen gehen zum Glück nicht leer aus. Ganz im Gegenteil. Abgesehen von dem äußerst spannenden und hautnahen Erlebnis, das keiner von uns jemals wieder vergessen wird, haben wir tausende Bilder von dieser Situation aufgenommen und wir freuen uns über unsere Jagd-Ausbeute mit unseren Kameras.
Übrigens, Büffel sind die einzigen Hufträger, die ihre Familienmitglieder so in dieser Art schützen und verteidigen. Wenn Raubtiere Gnus, Zebras, Impalas oder andere Tiere attackieren, rennen normalerweise alle Herdenmitglieder weg und kaum eines dieser Tiere kommt zurück, um einem anderen Mitglied der Familie zu helfen, wenn es sich in den Fängen der Räuber befindet. Ausnahmen sind Muttertiere, die ihre Babys schützen wollen, aber nie die gesamte Herde.
In der Regel stehen die Familienmitglieder in einem sicheren Abstand und schauen zu, wie einer von ihnen gefressen wird.
Nun zurück zu unserem Safari-Tag.
Wir verbringen den ganzen Nachmittag bei Löwen und Büffeln und als es langsam dunkel wird, fahren wir zurück zu unserem Camp. Auf dem Weg dahin nehmen wir noch einige kitschige Sonnenuntergang-Bilder auf 😉 und später trinken wir einen Sundowner, um die letzten Lichtstrahlen des Tages zusammen zu feiern. Manche trinken Amarula, die anderen Gin und Tonic oder einen Softdrink.
Wow – was für ein Tag.
Im Camp angekommen, wartet ein fantastisch zubereitetes Dinner auf uns.
Nach dem Drei-Gänge-Menü und einem Amarula gehe ich duschen und dann schlafen. Während dieser Zeit ist es deutlich wahrnehmbar, dass sich die Geräusche draußen in der Wildnis ändern. Die nachtaktiven Akteure der Wildnis werden langsam immer lauter und dafür gehen immer mehr tagaktive Tiere schlafen.
Die Rufe der Schakale, Hyänen und Löwen werden lauter, während die meisten Vögel still werden. Nur Eulen und Nachtschwalben singen während der Nacht ihre Lieder über das Leben der wilden Tiere.
Das Erleben solcher Tage macht den Reichtum meines Lebens aus. Das Geld auf meinem Konto ist nicht der wahre Reichtum, sondern die tollen Abenteuertage, die ich in meinem bisherigen Leben erleben durfte.
Ich definiere den Wert meines Lebens an möglichst hoher Anzahl solcher Tage, die mich und andere glücklich machen.
Dafür bin ich sehr dankbar.
Das Leben ist zu kurz für aufgeschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.
Euch allen wünsche ich ein erlebnisreiches Leben und eine baldige Fotosafari mit uns!