Der Eisbär streckt seine Hände ins Universum und bittet den Schöpfer, ihn zu retten, weil sein Lebensraum auf der Erde zerstört wird. Dieses Bild könnte diese Botschaft nach außen tragen und mit einem entsprechenden Text für den Schutz des Eisbären und seinen Lebensraum werben.
Das hier gezeigte Werk habe ich als Naturschützer und Fotograf im Auftrag des Hannover Zoo erstellt. Über viele Jahre hinweg war ich oft im Zoo von Hannover und habe dort meine Kameras, Objektive und anderes Fotozubehör getestet, sowie das Verhalten von verschiedenen Tieren studiert. Ich hatte eine Jahreskarte und ein gutes Verhältnis zu mehreren Mitarbeitern des Zoos. In diesen Jahren hatte ich mehrere Kooperationen mit dem Zoo und wir hatten eine sehr nette und freundschaftliche Geschäftsbeziehung.
Eine dieser Kooperationen war die Produktion des hier gezeigten Werkes, das auf das Schicksal der Eisbären aufmerksam machen sollte. Der Lebensraum des größten Land-Raubtiers wird kontinuierlich kleiner und von uns Menschen zerstört. Sie sind vom Aussterben bedroht. Bei der Übernahme des Auftrages hatte ich sofort die Idee des betenden Bären im Kopf, weil der Bär nicht viel mehr für seine Zukunft tun kann. Wie bekomme ich jedoch solch ein Bild aus der richtigen Perspektive? Und genau deswegen schreibe ich diesen Artikel.
Eine Bild-Idee zu haben ist schön und gut aber diese muss auch noch umgesetzt werden. Mit einer Drohne hätte ich das Foto nicht aufnehmen können, weil das Tier sich hätte erschrecken können und bei einer eventuellen Flucht verletzen. Des Weiteren wäre es unwahrscheinlich, dass der Bär sich in Richtung der Drohne aufrecht stellt und seine Arme nach oben nimmt, als würde er beten.
Nach einer Besichtigung der Bärenanlage stellte ich fest, dass es eine Anhöhe gab, wovon ich hätte nach unten fotografieren können. Wie bekomme ich jedoch den Eisbären dahin und bringe ihn dazu, sich aufrecht hin zu stellen, sowie die Arme nach oben bringen?
Aus meiner Erfahrung als Ranger in Afrika wusste ich, dass man viele Tiere mit Leckereien als Belohnung zu bestimmten Plätzen locken und zu Aktivitäten motivieren kann 😉
Ich habe den Tierpfleger im Zoo gebeten, in den nächsten Wochen den Bären wie folgt zu trainieren. Wir haben ein sechs Meter langes Stahlrohr genommen und an dessen Ende die Leckerlies für den Bären installiert. Um an diese Leckerbissen herankommen zu können, musste der Bär sich aufrecht hinstellen und mit den Händen nach ihnen greifen. Nachdem der kluge Bär den Trick gelernt hatte, kam er jedes Mal zu dieser Stelle, streckte sich nach oben und hat sich die Leckerlies vom Ende der Stange geholt.
Nun nutzte ich dieses Verhalten und schraubte am Ende des sechs Meter langen Rohrs eine Kamera von mir und ein Weitwinkelobjektiv. Mit einem Funkfernauslöser, der gleichzeitig das Bild des Suchers meiner Spiegelreflexkamera abfilmte und per Funk zu einem Monitor sendete, konnte ich aus sechs Meter Höhe genau meinen Bildausschnitt wählen und die Fotos aufnehmen, wie ich sie im Kopf hatte. Die Fotomontage zum fertigen Bild entstand später am PC.
Es war ein sehr spannender und schöner Auftrag und ich hatte viel Spaß dabei, diese Bild-Idee umzusetzen.
Anhand dieses Beispiels möchte ich Euch auch die Herangehensweise in der professionellen Fotografie erläutern. Während die Amateure oft rastlos umher laufen oder fahren und nach sich lohnenden Motiven suchen, planen die Profis ihre Werke akribisch und im Voraus, bauen dafür Werkzeuge oder Hilfsgeräte und machen sich oft große Mühe, um ein ganz bestimmtes Bild zu bekommen. Um solche Werke zu realisieren, habe ich mehrfach in meinem Leben komplizierte Pläne entwickelt, dafür notwendige Geräte gebaut oder bauen lassen, viel Geld ausgegeben, teure oder lebensgefährliche Reisen durchgeführt und viel Zeit investiert. In der Regel habe ich auch immer die Bilder bekommen, die vorher in meinem Kopf entstanden waren.
Hiermit möchte ich Euch motivieren, über Eure bisherige Fotokarriere nach zu denken und Euch selbst folgende Fragen zu stellen:
- Habe ich in meinem bisherigen Leben Bilder gemacht, die noch niemand zuvor gemacht hatte? Bilder, die wirklich einzigartig sind?
- Habe ich die Kreativität und die Vorstellungskraft, mir Bilder vorzustellen, die noch niemand gemacht hat? Eine neue Sichtweise der Welt zu präsentieren?
- Bin ich bereit für ein einzigartig tolles Bild viel Zeit, Geld und Arbeit zu investieren?
Wenn Du diese Fragen mit JA beantworten kannst, dann hast Du eine professionelle Einstellung zur Fotografie und sei sicher, dass Du in diesem Bereich erfolgreich werden wirst, wenn Du kontinuierlich daran bleibst!
Ich wünsche Euch allen ein kreatives und schönes Leben!