Chantelle ist eine 25-Jährige, erfolgsorientierte Influencerin, die im Internet fünf Millionen Follower hat. Sie verdient gutes Geld und wird von Menschen gefeiert, die sie selbst im echten Leben niemals getroffen hat. Sie postet täglich Katzenbilder von ihrem Stubentiger und macht Werbung für allerlei Produkte für Katzenhalter. Sie ist normalerweise so erfolgreich und beschäftigt, dass sie keine Zeit für ihre Familie hat.
Wenn sie jedoch krank wird, wird sie ausschließlich von ihren Eltern und Großeltern gepflegt. Da sind keine Fans, die ihr eine Suppe kochen, nachts an ihrem Bett sitzen und auf sie aufpassen, sowie ihr die heilenden Medikamente verabreichen. Wenn sie im Internet etwas postet, was politisch nicht Mainstream ist, bekommt sie einen heftigen Shitstorm von ihren eigenen Fans und sucht dann Zuflucht und Rückendeckung bei ihren Eltern und Großeltern.
Sobald ihre Wunden jedoch geheilt sind, verschwindet sie wieder in die virtuelle Welt und fragt kaum noch ihre Eltern und Großeltern, wie es ihnen geht. Dabei hat ihre Familie über Jahre hinweg dafür gesorgt, dass sie lesen und schreiben lernt, dass sie die Werkzeuge zum Überleben beherrscht, dass sie PCs und Handys geschenkt bekommt, die sie schließlich auf ihrem Weg unterstützten und ihre heutige Tätigkeit erst ermöglicht haben.
In jeder verzweifelten Situation konnte sie sich darauf verlassen, dass ihre Eltern und Großeltern für sie immer ein offenes Ohr und einen gutgemeinten Ratschlag parat hatten. Vor allem ihre Großeltern konnten auf viele Jahrzehnte Erfahrung zurückgreifen, etliche Vergleiche ziehen und weise Ratschläge geben, womit sie auch fast immer recht hatten.
Als ich persönlich noch ein Kind und später ein Jugendlicher war, genossen ältere Menschen in unserem Kreis ein sehr hohes Ansehen und viel Respekt. Wenn ältere Leute in den Bus stiegen, standen wir auf und boten ihnen unseren Platz an. Wenn sie etwas Schweres nach Haus tragen wollten, haben wir ohne zu zögern unsere Hilfe angeboten. Und wenn sie mit uns schimpften, wurden wir niemals unverschämt, laut oder respektlos.
Inzwischen beobachte ich zu meinem Entsetzen, dass die älteren Menschen kaum noch Respekt oder Achtung erfahren und zwar mehr oder weniger weltweit bei allen Völkern. Die Weisheit kommt heute nicht mehr von den Senioren, sondern von Google und Co. Diese Maschinen oder Software kennen viele Antworten auf zahlreiche Fragen, die unsere Großeltern nicht beantworten können. Das ist jedoch nur einer der Gründe, warum viele Jugendliche so respektlos geworden sind. In den Schulen, Medien und selbst in der Politik werden den Kindern die falschen Werte und Normen vermittelt.
Wenn das Ziel einer Nation nur noch eine Gewinnoptimierung und eine ständige Erhöhung des Bruttosozialprodukts ist, dann ist die liebevolle Pflege des Großvaters nur noch ein Minusgeschäft. Wer so denkt, hat vergessen, dass unser heutiger Wohlstand durch die harte Arbeit unserer Großeltern und Eltern zustande gekommen ist.
Wenn sie uns als Kindersklaven verkauft oder vermietet gehabt hätten, hätten sie selbst ein einfacheres oder schöneres Leben und wir wären vielleicht jetzt ein Pflegefall. Habt Ihr mal darüber nachgedacht? Das ist gar nicht so abwegig. Es gab in der Geschichte der Menschheit oft Kindersklaven und dies gibt es auch noch heute in kleineren Kreisen auf der Erde.
Warum schreibe ich Euch diese Zeilen?
Ich möchte Euch motivieren, den älteren Menschen mehr Respekt entgegen zu bringen! Auch wenn sie mit der heutigen Technik überfordert oder nicht mehr gut zu Fuß sind, haben sie unsern Respekt verdient.
Eine liebevolle Großmutter und ein herzensguter Großvater sind um Längen wertvoller, als fünf Millionen Internet-Follower, die im WWW nur Daumen hoch oder Daumen runter kennen. Keine Emoji der Welt kann eine herzliche Umarmung Deiner Mutter ersetzen und kein schlauer Ratgeber im Netz kann erkennen, ob Dein neuer Partner, den Du zum Heiraten ausgesucht hast, zu Dir passt oder nicht. Und zu guter Letzt ist Deine Familie der Fels in der Brandung und Deine letzte Zuflucht, wenn Du Liebeskummer hast, krank, deprimiert oder ein Pflegefall geworden bist. Und in der Regel opfern sich die Großeltern gerne für ihre Enkelkinder auf und tun alles, damit es ihnen gut geht.
Das heutige Bild, das ich hier zum ersten Mal präsentiere, zeigt einen alten und fast blinden Mann, der sicherlich einmal ein stolzer und gutaussehender Mann gewesen ist. Er hat Jahrzehnte Erfahrung und zahlreiche Dürreperioden überlebt. Von ihm können die Jungen etwas lernen und wir müssen uns alle sicher sein, dass auch wir eines Tages alt und schwach sein werden. Dann wäre es auch schön, wenn die jungen Menschen uns nicht verspotten, belächeln und abschieben würden!
Das Leben ist wie ein Bumerang – sei respektvoll zu älteren Menschen!