Können wir noch brauchbare Bilder produzieren, wenn wir sehr wenig Licht zur Verfügung haben?
Damit ich diese Frage anschaulich beantworten kann, zeige ich Euch das heutige Tiger-Bild, das ich im letzten Jahr in der Wildnis Südafrikas im Regen und in der Nacht fotografiert habe.
Das Originalbild ist erheblich dunkler und ich habe es mit der erstaunlich hohen ISO von 64.000 fotografiert. Ich persönlich kenne mehrere Fotografen, die in solch einer schwierigen Situation Ihre Kameras erst gar nicht in die Hand nehmen würden. Sie würden überhaupt nicht auf die Idee kommen, bei so wenig Licht fotografieren zu wollen. Genau hier sehe ich jedoch eine neue und äußerst spannende Möglichkeit, seltene und kreative Bilder aufzunehmen.
In der Vergangenheit waren weder die analogen Kameras noch die etwas älteren digitalen Kameras in der Lage, Fotos von sich bewegenden Objekten bei extrem wenig Licht aufnehmen zu können. Wir konnten nur unsere Kameras auf Stativen schrauben und statische Motive mit Langzeitbelichtungen aufnehmen. Es war also nicht möglich, einen sich bewegenden Tiger im Licht einer Taschenlampe zu fotografieren. Um den Tiger scharf abbilden zu können, habe ich für die hier gezeigte Aufnahme 1/160 Sekunde bei einer offenen Blende von F2,8 gewählt.
Und siehe da, trotz der Aufhellung der Aufnahme, die eine Verstärkung des Bildrauschens mit sich bringt, ist das Werk völlig brauchbar geworden.
Der Grund hierfür liegt zunächst an der fantastischen Qualität der Kamera, die solch eine hervorragende RAW-Datei bei extrem wenig Licht erst überhaupt aufnehmen kann und zweitens an der neuen Rauschunterdrückung der Software, die im Vergleich zu früheren Versionen eine deutlich bessere Arbeit leistet.
Die Kamera, die ich hierfür benutzt habe, ist die Sony A7R5 und die verwendete Software ist eine Kombination von Adobe Lightroom und Adobe Photoshop, sowie die Nik-Filter. Ich habe auch weitere Tiger-Bilder in Südafrika mit ISO 80.000 aufgenommen, die von der Qualität her genauso gut sind wie das heutige Bild, das ich hier zum ersten Mal zeige.
Warum schreibe ich Euch diesen Bericht?
Wir leben im 21. Jahrhundert und es gibt inzwischen Milliarden von Fotos im Umlauf. Es gibt eine regelrechte Bilderflut in unserer heutigen Welt und es kommen täglich unzählige neue Aufnahmen hinzu. Von jeder Sehenswürdigkeit und jedem Lebewesen gibt es etliche Fotos, die auch zum Teil von hervorragenden und talentierten Fotografen exzellent aufgenommen wurden. Wir Fotografen können entweder das kopieren, was andere Fotografen vor uns bereits gezeigt haben, oder eben neue Wege gehen, um neue Sichtweisen zu zeigen. Es geht darum, seltene oder noch nie dagewesene Aufnahmen der Welt zu präsentieren und andere Fotografen zu motivieren, kreativere, spannendere, ungewöhnlichere und einzigartige Bilder zu kreieren.
Einer dieser neuen Wege ist das Fotografieren von wilden Tieren in der Nacht und bei wenig Licht. Es gibt zwar seit vielen Jahren Blitzgeräte, die wir benutzen können, aber es ist in der Wildnis sehr schwierig, mit Blitzlicht NICHT FRONTALES SEITENLICHT auf sich bewegende Tiere zu projizieren. Direktes Blitzen ist zwar einfach möglich, aber es ist das Seitenlicht, welches erheblich kreativer ist. Im heutigen Bild seht Ihr, dass das Licht der Taschenlampe von LINKS das Tier anstrahlt und nicht von meiner Seite, wo ich das Foto aufgenommen habe. Und genau diese Kleinigkeit macht das Werk viel schöner, aber das Fotografieren erheblich schwieriger. Ohne die Hilfe von Assistenten ist es auch nicht möglich, solche Bilder in der Wildnis aufnehmen zu können. Es lohnt sich jedoch, weil diese Werke sich sofort von der Masse von Tigerbildern absetzen, die es auf dem Markt gibt. Ich habe von meiner letzten Südafrikareise etliche weitere Nachtbilder von Tigern, die auch zum Teil sogar besser sind, als das hier gezeigte Werk.
Ich hoffe, ich konnte Euch motivieren, etwas mehr zu riskieren und Bilder nicht nur bei Gegenlicht und Nebel, sondern auch mit sehr wenig Licht zu fotografieren. Mit einer guten Kamera und der richtigen Software gelingen Euch sicher auch seltene und kreativere Bilder.
Eure Zeit in der Wildnis ist zu schade für mittelmäßige und tausendfach gesehene Bilder.
Auf meiner nächsten 2026-Fotosafari durch Süd-Botswana und Südafrika werden wir erneut die Möglichkeit bekommen, auch viele Bilder in der Nacht aufnehmen zu können. Wer sich dafür interessiert, findet die Reisebeschreibung unter dem folgenden Link auf meiner Homepage:
Das heutige Bild ist keine Ausschnittvergrößerung. Es ist genauso mit 100mm fotografiert, wie Ihr es hier seht.
Herzliche Grüße von Eurem
Benny