Die Sonne ist gerade aufgegangen und die Temperatur liegt bei drei Grad Celsius. Ich liege auf meiner Brust auf eiskaltem Boden und fotografiere eine seltene Wohngemeinschaft in der Kalahariwüste. Eine Fuchsmangustenfamilie hat sich bei einer großen Kap-Borstenhörnchenfamilie eingenistet und sie leben zusammen in einem großen unterirdischen Bau. Dies ist selten, weil die Fuchsmangusten reine Fleischfresser sind und den jungen, vegetarisch lebenden Erdhörnchen gefährlich werden können. Hier scheint jedoch die Idee einer WG ganz friedlich zu funktionieren.
Ich beobachte diese zwei Familien seit einigen Tagen und habe soweit ihr Vertrauen gewonnen, dass sie mich aus nächster Nähe fotografieren lassen und akzeptieren. Dies liegt auch darin, dass ich mich nur liegend fortbewege, sodass ich nicht zu groß und damit bedrohlich aussehe.
Das Liegen auf der Brust mit ausgestreckten Armen ist jedoch äußerst anstrengend, wenn dies sich stundenlang hinzieht und man zusätzlich die im Boden gespeicherte Kälte der Nacht bis in die Knochen spürt. Diese Anstrengungen werden jedoch mit Bildern belohnt, die aus einer ansprechenden Perspektive aufgenommen worden sind.
Ich fotografiere diese wunderbaren Tiere seit einigen Tagen und zwischendurch mache ich auch etliche Gegenlichtaufnahmen. Das heute gezeigte Bild ist nur eines davon. Im Gegenlicht leuchten die Konturen des Körpers der Fuchsmangustenmutter, während sie im Boden buddelt. Der aufgewirbelte Staub wirkt wie Nebel und sieht im Gegenlicht deutlich schöner aus, als wenn ich das Foto mit dem Licht im Rücken fotografieren würde.
Da ich weiß, dass viele Fotografen nicht gerne im Gegenlicht fotografieren, motiviere ich die Teilnehmer meiner Fotoreisen immer wieder, etwas mutiger zu fotografieren und gelegentlich auch Gegenlichtfotos aufzunehmen. Die Stimmung bei Gegenlichtaufnahmen ist fast immer wärmer und gefälliger.
Die einzigen Probleme bei Gegenlichtbildern sind die korrekte Belichtung und die Scharfstellung. Im Gegenlicht funktionieren die Belichtungsmesser der Kameras oft nicht korrekt, weil der Kontrastumfang extrem groß ist. Dadurch können falsch belichtete Bilder entstehen. Das direkt einfallende Licht in das Objektiv kann auch dazu führen, dass die Objektive hin und her pumpen und nicht scharfstellen können. Genau deswegen nehmen viele Fotografen keine Gegenlichtbilder auf.
Ich möchte Euch hiermit motivieren, hin und wieder auch Fotos im Gegenlicht aufzunehmen, weil diese Bilder in der Regel noch etwas mehr Wow-Effekt haben. Mit ein Bisschen Übung gelingen dann auch immer öfter gute Gegenlichtbilder.
Das Leben ist zu kurz für verschobene Pläne, Ausreden und mittelmäßige Fotoreisen.