Wer professionell fotografiert, muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um seine Kreativität unter Beweis zu stellen und neue Sichtweisen und Horizonte zu entdecken. Der Stillstand ist unser Untergang.
Nach diesem Motto suche ich mir immer wieder neue Herausforderungen, um damit neue künstlerische Ziele erreichen zu können.
Eines dieser Projekte war meine “fliegende Kamera”. Jahrelang und sehr lange, bevor es Drohnen zu kaufen gab, suchte ich nach einer Möglichkeit, eine Kamera relativ leicht und leise in die Luft zu bekommen, um damit Bilder aus der Vogelperspektive zu erhalten. Es sollten Bilder sein, die sich inhaltlich vom Rest auf dem Markt absetzten. Man konnte zwar damals Luftbilder von einem Flugzeug, Hubschrauber oder Heißluftballon aufnehmen, diese hätten jedoch bei der Tierfotografie einen entscheidenden Nachteil. Flugzeuge, Hubschrauber, etc. sind viel zu groß, bedrohlich und laut und beeinflussen zu sehr das normale Verhalten der wildlebenden Tiere.
Deswegen sieht man oft auf den Bildern, die von einem Flugzeug oder Hubschrauber entstanden sind, Tiere auf der Flucht. Genau das wollte ich nicht zeigen! Meine Bilder sollten entspannte oder eher neugierige Tiere zeigen und deswegen durfte das Flugobjekt nicht zu groß, bedrohlich oder zu laut sein.
Nach vielen Versuchen entdeckte ich eine Firma in Norddeutschland, die sehr kleine mehrarmige Fluggeräte bauen konnte. Ich entschied mich für eine achtarmige Version dieser fliegenden Objekte, die Oktokopter genannt werden.
Die damaligen Experten haben mir geraten, vorerst das Fliegen von ferngesteuerten Hubschraubern zu lernen, bevor ich anfange, mit dem teuren Oktokopter, der damals eine fünfstellige Summe an Geld gekostet hatte, zu arbeiten. Sie meinten, wer einen ferngesteuerten Hubschrauber fliegen kann, kann auch jedes andere fliegende Objekt in der Luft kontrollieren, weil das Fliegen von Hubschraubern erheblich schwieriger ist, als das von anderen fliegenden Objekten. Somit habe ich relativ viel Zeit und Geld investiert, um die damals noch nicht ausgereiften Hubschrauber zu kaufen, zu fliegen und nach etlichen Abstürzen immer wieder zu reparieren. Auf diesem Weg habe ich das Steuern von fliegenden Objekten gelernt. Dann traute ich es mir auch zu, den sehr teuren Oktokopter mit einer Spiegelreflexkamera samt Objektiv in die Luft zu schicken.
Der speziell für mich hergestellte Oktokopter wurde noch von einem Techniker-Freund von mir mehrfach umgebaut, weil wir am Anfang immer wieder auf Probleme gestoßen sind, die behoben werden mussten. Am Ende hatte ich eine Spezialbrille aus den USA importiert, die mir auf einem Auge das Bild zeigen konnte, das meine Kamera in der Luft anvisierte. Dann hatte ich etliche Teile aus Japan, Korea und China importiert, die dazu beitrugen, mir das Fotografieren aus der Luft mit einer Spiegelreflexkamera zu ermöglichen. Es war ein sehr teures, jedoch spannendes Experiment.
Nach den ersten Versuchen in Deutschland wusste ich, dass ich damit einiges erreichen könnte.
Somit nahm ich den Oktokopter, der einen Durchmesser von einem Meter hatte, mit nach Südafrika, um das neue Gerät dort selbst zu testen. Wie erwartet, konnte ich nun aus der Luft Bilder aufnehmen, die von ihrer Art komplett anders waren, als die Fotos, die bis dato auf dem Markt gewesen waren. Die meisten Tiere verhielten sich zunächst neugierig und dann entspannt. So etwas ist mit einem großen und bedrohlich wirkenden Hubschrauber oder Flugzeug kaum möglich!
Auf dem Bild ganz oben sehen wir einen entspannten Geparden, der seelenruhig zu einem Wasserloch läuft und dem Oktokopter keinerlei Beachtung schenkt – genau solche Bilder aus einer ungewöhnlichen Perspektive aufgenommen, waren das Ziel dieses Projektes.
Die dabei entstandenen Fotos wurden sehr schnell erfolgreich. Diese wurden im Fernsehen und zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht und sorgten für viele anregende Diskussionen in der Welt der Naturfotografen. Ich war damals weltweit der erste Profitierfotograf, der die Tiere Afrikas mit dieser Methode fotografierte. Dies war ein Meilenstein in der Tierfotografie-Szene und half mir, meine Position auf der internationalen Ebene zu festigen.
Ich habe später weitere Experimente mit umgebauten Kameras für die 3D-Fotografie finanziert. Außerdem bauten wir gepanzerte vierradbetriebene Fahrzeuge, die drei Kameras gleichzeitig tragen konnten und einen Kamerakäfig, der die Kamera vor dem Biss eines Krokodils schützen sollte. Es folgten noch einige weitere Experimente, damit Bilder geschaffen wurden, die bis dato noch niemand zuvor gemacht hatte.
Heute sind Drohnen, die fotografieren können weit verbreitet. Wir waren jedoch die Pioniere auf diesem Weg.
Hiermit möchte ich Euch motivieren, selbst Ideen für kreative Bilder zu entwickeln und mit Hilfe der heutigen Technik diese vielleicht ungewöhnlichen oder noch nie gesehenen Bilder zu realisieren!